Im November 2016 hat es mich durch einen sehr guten Freund nach Japan verschlagen. Vor der Feier bei Tokyo hat sich die Gelegenheit aufgetan den Asa Zoo in Hiroshima zu besuchen. Durch zahlreiche Beiträge auf den Jahrestagungen der AG Urodela (www.ag-urodela.de), unter anderem durch den sehr umtriebigen Sebastian Voitel (www.sebastian-voitel.de), wusste ich von einer Zuchtstation für Andrias japonicus.
Zuerst galt es den Kontakt zum Asa Zoo herzustellen. Dank diverser Übersetzungshilfen war es die Navigation auf der Homepage (www.asazoo.jp) recht einfach. Die E-Mail-Adresse ist normal lesbar und ich habe sogleich eine E-Mail auf Englisch verfasst. Wie gehofft, hat es geklappt und ich habe eine Antwort von Dr. Taguchi erhalten. Er ist der Koordinator des Riesensalamander-Projektes. Mit seiner Hilfe hat dann auch der Zoo Direktor die Erlaubnis erteilt die Zuchtanlage der Riesensalamander zu besuchen.
Die Anfahrt zum Zoo war einfach, wenngleich zu Beginn etwas ungewiss. Der Bus, der von Hiroshima zum Zoo hinausfährt hat nämlich keine arabischen Zahlen, sondern lediglich japanische Schriftzeichen auf der Tafel. Aber durch Vergleichen der Symbole und vor allem durch die Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel wußten wir um Punk 12:53 Uhr, dass wir in den richtigen Bus einsteigen. Schließlich ist auf dem Zeitplan der Bushaltestelle nur ein Bus verzeichnet, der um 12:53 Uhr abfahren soll 🙂
Der Eingangsbereich des Zoos war menschenleer und auch vor den Kassen gab es keine Warteschlange. Das kam uns sehr gelegen, denn so hatten wir etwas mehr als eine halbe Stunde bis zur unserer Verabredung. Die nutzen wir um die für uns interessantesten Stationen zu besichtigen. Es war ein recht kalter Tag, zuvor hatte es geregnet und es pfiff ein strammer Wind. Das ließ die tatsächlichen 14°C deutlich kälter wirken.
Natürlich musste ich in das Terrarium, welches allerlei Schildkröten beherbergte. Die Innengehege, welche die Schildkröten wohl selbstständig ins Freigehege verlassen können, sind sehr spartanisch eingerichtet und entsprechen wohl nicht ganz dem aktuellen Wissensstand um die Schildkrötenhaltung.
Auch die Elefanten wollten wir sehen, hier werden gleich drei Arten gehalten.
Die Zucht von Spitzmaulnashörnern gelingt im Asa Zoo seit Jahrzehnten, wir hatten Glück und konnten ein Junges beim Herumtollen mit der Mutter beobachten.
Nachdem wir noch kurz bei den Giraffen vorbeigesehen haben wurde es Zeit uns mit Dr. Taguchi zu treffen. Er hat auf uns am Eingang gewartet. Nach einer kurzen Begrüßung ging es dann zur Zuchtstation für Andrias japonicus!
Die Riesensalamanderzucht hat im Asa Zoo ebenso Tradition wie die Nashornzucht. Sie wird seit über 20 Jahren betrieben! Dr. Taguchi ist hier als Doktorand hinzugekommen und hat dann die Verantwortung für das Projekt übernommen.
Das Ritual zur Begrüßung ist die Desinfektion der Schuhe. Dann steht man drin und das Areal erscheint nicht sehr spektakulär. Ein paar Betonbottiche, Rohre und an der Seite stehen Wannen. Eine kleine Hütte vollendet den Eindruck. Wenn man das so sieht wundert man sich schon etwas über die strengen Sicherheitsmaßnahmen außenrum.
Das ändert sich schlagartig als einer der Bottiche für uns geöffnet wird. Plötzlich sitzen da in einer dunklen Höhle mehrere Andrias zusammen. Ich habe schon etliche Riesensalamander gesehen, ich war in Chemnitz, Dresden, Berlin, Wien und Prag. Dort sieht man immer chinesische Riesensalamander Andrias davidianus. Meist handelt es sich um beeindruckend große Tiere von deutlich über einem Meter Länge. Hier dagegen sind es Tiere die deutlich unter einem Meter lang sind.
Darauf angesprochen erklärt Dr. Taguchi, dass es sich hierbei um eine zuverlässige Zuchtgruppe handelt die schon seit vielen Jahren für Nachwuchs sorgt. Tiere von etwa 80cm Gesamtlänge sollen hierzu am besten geeignet sein.
Die Larven werden in permanent mit Bachwasser durchströmten Boxen aufgezogen. Eine Box wird von vielen Larven gleichzeitig bewohnt und man kann den Wachstumsverlauf sehr gut verfolgen. Hierbei sind krasse Unterschiede erkennbar: Manche Tiere sind um ein vielfaches länger als einige Jahre ältere Tiere. Auch die Färbung ist nicht ganz einheitlich und die charakteristischen Warzen auf der Haut sind auch nicht bei allen Tieren gleich stark entwickelt.
In größeren Boxen werden die adulten Tiere gehältert – pro Box ein Tier. Auch Fundtiere werden hier gehalten – so wie ein Hybrid zwischen A. davidianus und A. japonicus. Die Geschichte, wie es zu den Hybriden kam ist bedauerlich.
Irgendwann in den 1970ern soll es einen Händler gegeben haben, der hunderte junge A. davidianus nach Japan importierte. Diese sollten gemästet und anschließend auf dem Markt zum Essen angeboten werden. Doch dann wurden alle Riesensalamander unter Naturschutz gestellt und deren Konsum und Vertrieb wurde verboten. So hat der Geschäftsmann die Tiere in die Flüsse um Kyoto verteilt ausgesetzt. Dort haben sie angefangen sich mit den japanischen Riesensalamandern zu paaren. Die daraus resultierenden Tiere sind gefräßiger und deutlich aggressiver als die ursprünglichen Arten. Da sie jedoch optisch nicht immer klar differenziert sind, dürfen sie nicht gefangen werden um dem Fang von japanischen Riesensalamandern keine Gelegenheit zu geben.
Am Abend wollten wir zusammen speisen und bevor es zu einem gemeinsamen Ausflug in die Berge gehen sollte, haben wir uns im Bildungszentrum des Zoos umgeschaut. Dort ist auch das größte bekannte Tier konserviert.
Bei einbrechender Dunkelheit ging es mit dem Auto 40min in die Berge – laut GPS waren wir damit der anderen Küste Japans näher als der, von der wir gerade kamen!
In der Dunkelheit hat diese kleine Hütte auf uns gewartet:
Dort drin befindet sich eine künstliche Bruthöhle für Riesensalamander, welche jedes Jahr genutzt wird. Da die Höhle aus einem Kanalisationsrohr besteht, ist sie gut einsehbar und überwachbar.
Bilder Asa Zoo