Kroatien 2017: Als es um den Olm ging

Himmelfahrt 2017 wollten wir uns spontan aufmachen und etwas Neues sehen. Uns gefiel die Idee nach Kroatien zu reisen schon länger und als mein Freund Maurice mich daran erinnerte, dass es dort Grottenolme gibt und gleich noch ein Bild von der Baredine Höhle hinterher schickte war es um mich geschehen. Die (Vor-)Freude in meinem Blick hat wohl jeglichen Zweifel entfernt und der Entschluss war gefasst. Unser Freund Mario ist spontan mit dazugekommen und so sind wir am Mittwoch nach der Arbeit aufgebrochen.

Die Fahrt war lang – wir waren nicht die einzigen, die ein langes Wochenende im Süden verbringen wollten! Ein bisschen hatten wir das geahnt und haben deshalb einen Zwischenstop in Österreich eingelegt. Begrüßt wurden wir durch Blitz und Donner…dazwischen hörte man aber eindeutige Rufe. Deshalb ging es für mich nach sehr wenig Schlaf am nächsten Morgen direkt zum Dorfteich.

Dort fand ich recht bald die Quelle des nächtlichen Konzerts: Hyla arborea

Die Bewohner des Dorfes sind sehr stolz auf Ihre eigentlichen Badeteiche. Sie wurden absichtlich naturnah angelegt und filtern sich selbst. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Mesotriton alpestris diese Gewässer für sich nutzt.

Die zahlreichen Egel stören die Leute nicht – schließlich verkriechen sie sich in den kalten Regionen wenn das Wasser im Sommer zum baden richtig ist. Noch ist es mit knapp über 10°C nur für einen Molchler attraktiv.

Nach einem guten Frühstück ging es über Slowenien weiter nach Kroatien, Richtung Porec. Unweit weg davon befindet sich die Baredine Jama. Es handelt sich hierbei um eine schöne Tropfsteinhöhle die einem erlaubt 60m unter der Erde zu verweilen. Bei den überirdischen Temperaturen von beinahe 30°C waren die 14°C da unten eine wahre Wohltat.

Unten angekommen steht man dann vor einem kleinen Becken mit Proteus anguinus – dem Grottenolm, oder eben Menschenfischlein wie es die Kroaten und Slowenen nennen. Der Grottenolm soll der Ursprung der Lindwürmer sein, ein herrlich skurriles Tier. Da wir uns vorab als Molchler an der Kasse angekündigt haben, durften wir länger beim Olm verweilen und ihn fotografieren. Der Rest der Gruppe hatte sich auf den langen Weg nach oben gemacht, wenn man wieder oben ist, reicht eine kleine Brise für jede Menge Dankbarkeit – es ist sehr schweißtreibend. Hier ein paar Fotos:

Die Beleuchtung wird hierbei von der Höhlenführerin übernommen, man selbst kann sie jedoch etwas zielgerichtet instruieren. Selbstmitgebrachte Taschenlampen sind leider genauso wenig erlaubt wie Blitzgeräte.

Am Höhleneingang gibt es zwar kein käufliches Merchandise zum Grottenolm, dennoch sieht man den sympathischen Lurch hier und da:

Passend zur Hitze sind am Eingang der Höhle, welche von Weinstöcken umringt ist Ruineneidechsen Podarcis siculus unterwegs.

Damit wir auch etwas Erholung haben und die lange Fahrt wieder gut machen, haben wir den Tag in Porec am Hafen ausklingen lassen.

Wenn wir doch schon am Meer sind und das Wasser eine gute Temperatur hat, kann man ja gleich morgens Schnorcheln gehen und den Steinstrand genießen.

Die schroffen Steine ragen teilweise sogar aus dem Wasser heraus, darauf krabbeln allerlei Krabben umher. Unterwasser jedoch bieten sie Schutz für ganz andere Tiere. Die hier hatte ich noch nie lebend gesehen: Tintenfische.

Hier aus der Nähe, falls es zu schwer ist:

Kommt man beim Fotografieren den Tieren zu nahe machen sie ihrem Namen alle Ehre:

Nach einer Tintenwolke habe ich mich dann um Tiere gekümmert deren Äußeres zwar wehrhaft, deren Inneres jedoch lecker ist: Paracentrotus lividus – der Steinseeigel.

Mario verblüffte mich mit der Behauptung, dass ich meine Wassermelone auch gern mit den Eidechsen teilen darf. Ich kannte das Pituyen-Eidechsenvideo auf youtube aber bei Mauereidechsen war ich mir sicher, dass es reine Fleischfresser sind. Hier der Beweis, dass ich falsch lag: Podarcis muralis beim verschlingen von Wassermelone.

Mit vollgetankten Sonnenakkus ging es am späten Nachmittag weiter in den Süden von Kroatien. Unser nächstes Ziel waren die Plitvicer Seen.

Sie bieten mit zahlreichen kleinen und großen Wasserfällen jede Menge fürs Auge und Gemüt.

Leider ist man selten so alleine wie auf diesem Foto

Wenn man sich nicht mit dem Boot über den See fahren lässt oder mit den zu Zügen umgebauten Unimogs à la Jurrasic Park umherfährt, legt man einige Kilometer auf diesen Holzstegen zurück.

Die azurblauen und kristallklaren Seen haben am Rand nur wenig bewachsene Zonen.

Wer meint, dass dies langweilig ist hat nur oberflächlich Recht. Sobald man untertaucht, findet man auch hier sehr viel Schönes. Der gleiche Platz nur dieses Mal von unten betrachtet:

An einer anderen Stelle standen mehrere Hechte:

So kam es, dass ich den vielen Besuchern aus aller Welt oft diesen Anblick geboten habe:

Die anderen waren da aber auch nicht besser, nur eben anders:

Zum Glück waren viele der anderen Touristen aus dem nahen Österreich. So kann man auch deren Kommentare zum See gut verstehen – meistens zumindest 😉
So hörten wir, wie eine junge Dame ihrer Mutter berichtete, was sie höchstpersönlich gerade hier im Uferbereich schwimmen sah. Anders als sie fanden wir es allerdings nicht sehr eklig sondern höchst spannend. Nach kurzem Warten hat Mario unser Objekt der Begierde ausgemacht und dann ging es also wieder in die altbekannte Pose:

Es hat sich gelohnt! Meine erste Würfelnatter (Natrix tessellata)

Unterwasser, vor allem in dieser Pose muss ich blind zielen und hoffen, dass die Kamera scharf stellt. Hier sieht man den eben aus dem Schlamm aufgetauchten Kopf des Tieres:

Wie von der Sepia schon bekannt machte sich auch dieses Tier schwimmend auf und davon:

Hungrig begaben wir uns auf den Rückweg, was nicht bedeutet, dass wir uns keine Zeit nahmen um diesen schönen Ort zu genießen.

Plötzlich, früher als erhofft, pünktlich wie erwartet war es Sonntag und damit Zeit nach Hause zu fahren. Wer meint, dass dies ein Grund für Trübsal ist, irrt. Irrt gewaltig. Das Beste kommt zum Schluss! Ein befreundeter Molchler der es gut mir meint seit ich als Jungendlicher ins Hobby kam gab uns einen Tipp. Ich war vor einigen Jahren bereits in Postojna – dort konnte ich erstmals Grottenolme sehen. Auch wenn es verlockend war wieder hinzugehen – schließlich gab es dort 2016 Nachwuchs! – wollte ich wild lebende Tiere sehen. Jetzt also!

Unterwegs nach Slowenien sind wir beinahe über meine erste Äskulapnatter (Zamenis longissimus) gefahren

Durch eine Hecke kommt man zum Eingang von der uns genannten Höhle. Die ersten 15m sind aus Kies – das macht den Einstieg bequem. Das ist vor allem deshalb praktisch weil die Augen sich dann entspannt an die Dunkelheit anpassen können.

Hier sieht man den ersten Teil der Höhle. Dieses Bild ist ganz zum Schluss entstanden (Lektion für die nächste Höhle!), man erkennt das sofort am leicht getrübten Wasser. Auf dem Boden ist feinster Lehmstaub den man mit jeder Bewegung in diesem furchtbar kalten Wasser aufwirbelt.

Der erste Olm war weniger als 2m vom Ufer sichtbar. Er war gut und direkt ausmachbar – welch Freude! Also schnell das Licht wegdrehen, die Fotoausrüstung absetzen und bereitlegen. Dann heißt es Nichts wie rein in Wasser um dem Tier möglichst nahe zu kommen. Zu Beginn haben meine Füße gekribbelt und weh getan sobald sie mit dem Wasser in Berührung kamen.

Endlich also ein Grottenolm in seiner echten Umgebung – ich bin glücklich. Die Füße haben sich mittlerweile auch an das Wasser gewöhnt indem die Zehen einfach aufgehört haben etwas zu spüren. Doch das Foto gefällt mir keineswegs.

Deshalb sind nun die Hände dran betäubt zu werden. Nachdem die ersten Kontakte mit dem Wasser sich wie Nadeln anfühlten hat die Euphorie auch hier schnell gesiegt und ich kann loslegen.

Ich freue mich sehr über diese Aufnahmen – sie sind entstanden ohne die Tiere anzufassen!

Wenn man sich fragt wovon die Olme leben, kriegt man die Antwort prompt serviert: Garnelen!

Nach diesen Erfolgen hat sich eine enge und dunkle Höhle rasch wie ein wohliges Wohnzimmer mit schönen Molchen angefühlt, ich wollte kaum mehr raus!

So bekamen wir noch einige Olme zu Gesicht, der kleinste etwa 12cm der längste etwa 25cm lang.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die diese Reise so grandios werden ließen: Meine Reisebegleitung und die Tippgeber 🙂