Der Mai 2020 war bisher deutlich kälter als in den Jahren zuvor. Ich habe die historischen Temperaturen verglichen und es war heuer etwa 8°C kälter als in den Jahren zuvor. Dennoch hat sich ein gewaltiger Sturm über mehrere Tage über North Carolina ausgetobt und ordentlich Wasser mitgebracht. Regen und kühle Temperaturen sind bekanntlich eine gute Kombination um Salamander zu finden. Ich habe mich also von den Erzählungen treiben lassen und bin abends auf den Blue Ridge Parkway (Link zur offiziellen Seite) gefahren. Zum gewählten Einstiegspunkt sind es von hier aus knapp unter zwei Stunden Fahrtzeit.
Es war vor allem die Reise ins Tendital die ich vor vielen Jahren unternommen habe, die mich an die Erzählungen glauben lies. Damals musste ich den Salamandern auf der Straße ausweichen – bei Schrittgeschwindigkeit. Denn sie waren überall. So soll es auch nachts bei Regen auf dem Parkway sein. Nun gut – nix wie hin!
Ich bin kurz vor Sonnenuntergang losgefahren. Damit war ich die Berufspendler los und war dann zur Aktivitätsphase der Salamander vor Ort. Es hat kontinuierlich geregnet und in den Bergen auf etwa 1200m Höhe wurden aus 16°C eben kurz 8°C. Als ich auf dem Parkway ankam sind mir noch zwei Autos entgegen gekommen – danach war ich der einzige Mensch weit und breit.
Ich stieg an paar Stellen aus – es sah vielversprechend aus oder man hat Spring Peeper (Pseudacris crucifer) rufen gehört. Meine Hoffnung war es rote Salamander zu sehen – egal ob Pseudotriton ruber, Pseudotriton montanus (Jaja, man darf doch noch träumen!) oder Gyrinophilus porphyriticus. Aber der Knaller wäre es Plethodon yonahlossee zu sehen – wegen denen war ich schon paar Mal in die Berge gekommen – aber nie allein oder mit ausreichend Zeit zum Suchen.
Irgendwann bin ich an einem kleinen Parkplatz angekommen – auf dem Parkway sind Parkplätze stets Aussichtsorte und/oder Einstiege zu Wanderpfaden. Der Ort sah toll aus, direkt am Parkplatz war ein Geröllfeld mit dicken Brocken. Wasser plätscherte da durch – ich weiß nicht ob es ein permanenter Bach oder nur Regenwasser war. Da es aber andauernd geregnet hat habe ich meine Fotokamera im Auto gelassen – eine gute Entscheidung denn ich sollte am Ende komplett durchnässt wieder heim fahren. Wenn jemand eine gute und atmungsaktive Regenjacke empfehlen kann wäre ich sehr dankbar!
So begann ich zwar über den Wanderweg in Geröll zu laufen, habe es doch recht fix aufgegeben um dann doch einfach über die Brocken zu kraxeln. Es war zum Teil super rutschig – woran ich mich zum Glück fix gewöhnt habe. Es dauerte wenige Augenblicke, bis ich den ersten Salamander fand. Es war ein junger Plethodon montanus. Diese Art ist weit verbreitet und tritt immer in großer Stückzahlen auf – von den terrestrisch lebenden Salamandern war das bisher die am einfachsten zu findende Art. Es blieb nicht bei dem einen Tier…
Die nächste Art die ich fand war Desmognathus orestes – ein sehr terrestrisch lebender Desmognathus den ich früher auch im Terrarium vermehrt habe. Die Tiere werden etwa 10cm lang – etwa die Hälfte entfällt auf den Schwanz. Obwohl die Art in ihrer Zeichnung sehr variabel ist, gab es hier nur dunkel und wenig ansprechend gefärbte Tiere. Ich habe im Herbst ein Tier mit einem tollen roten Streifen gefunden.
Irgendwann aber – war in einer riesen Felsspalte ein größerer Salamander gesessen. Schlank im Habitus mit weißen Flanken und einer rostbraunen Färbung auf dem Rücken: Plethodon yonahlossee. Von den Beschreibungen welche ich davor las, hätte ich das Tier an einem Baumstamm vermutet – in einem wesentlich schwieriger zugänglichen Gebiet. Es war ein großartiges Gefühl dieses Tier zu sehen – gefolgt von der Angst, dass es mir zu schnell entwischt und ich nicht mal ein Handyfoto bekomme. Mit einem kleinen Ast habe ich es dann also dazu überredet in meine Richtung zu gehen. Dieser Trick sollte genau dieses eine Mal funktionieren weil das Tier in einer großen Kerbe saß.
Die Euphorie danach lies mich den nassen Rücken und die tropfenden Schulter vergessen. Es ging weiter und weiter und nun lag ich zum Teil auf dem Boden um in jede Ritze schauen zu können. Im Laufe der weiteren Suche fand ich Tiere in einer Spalte die kaum Höher als die Tiere selbst war. Als das Licht der Stirnlampe die Tiere traf ging es direkt nach hinten – in den schmalsten Teil und für mich unerreichbar. Ich konnte sie sehen aber nicht erreichen – frustrierend. Ein Tier saß vollkommen im offenen – ein wundervoller Anblick.
Das größte Tier an diesem Abend hat mir aber eine gute Lektion zum Habitat gegeben. Zu sehen war zunächst nur der Kopf. Als ich näher kam verschwand es in der Öffnung im Fels. Oben lag nur ein mittelgroßer Stein – leicht genug um ihn mit einer Hand zu heben. Für einen sehr kurzen und schönen Moment sah ich das Tier in seiner Gänze. Dann ging es flink in das Geröllfeld darunter.
Ingesamt habe ich auf diesem Ausflug ungezählt viele Plethodon montanus und Desmognathus orestes gesehen – und fünf Plethodon yonahlossee. Ich werde die Stelle wieder besuchen um mehr vom Habitat zu zeigen.