Ich habe das Glück mittlerweile ein paar andere gefunden zu haben, die sich für die Natur begeistern und diese auch aktiv erfahren möchten. Wir haben uns also verabredet zusammen in die Sand Hills zu fahren. Genauer gesagt sind wir gleichzeitig in getrennten Autos gefahren – keiner von uns hat große Lust auf COVID-19.
Für mich war das aufregend – es war mein erstes Mal bei Nacht in den Sand Hills. Die Sand Hills sind ein Sandstreifen, der etwa 150km von der Küste entfernt parallel zu ihr verläuft und bis zu 50km breit ist. Hier ein Link zur entsprechenden Wikipedia-Seite: https://en.wikipedia.org/wiki/Sandhills_(Carolina). Der Bewuchs sind häufig Sumpf-Kiefern (long-leaf pines). Deren Zapfen gehören zu den Größten Zapfen in Nordamerika – 20cm lange Zapfen sind keine Seltenheit sondern eher klein! Die Nadeln, welche den Boden bedecken verströmen vor allem in trockenen Zeiten einen wundervollen Duft. Durch die vielen Nadeln wächst kaum etwas auf dem kargen Sandboden. Zuweilen kommt dennoch so manches durch und dann sieht man Gestrüpp zwischen den Bäumen. Das ist nicht weiter schlimm denn die regelmäßigen Feuer, welche entweder natürlich durch Blitzschlag oder zur Landschaftspflege entfacht werden, lassen nichts außer der Pinien stehen. Die haben dann eine etwas verkohlte Rinde und freuen sich über die Nährstoffe.
Zahlreiche Pflanzen und Tiere sind auf diesen Rhythmus angewiesen. Dann gibt es überall kleine Bächen, Flüsse und Seen. An deren Rändern gedeihen zahlreiche Sumpf- und Moorpflanzen. Am meisten begeistern mich hier die fleischfressenden Pflanzen: Kannenpflanzen und Sonnentau.
Es ging also los in die Sand Hills. Einer der Kollegen wollte unbedingt Schlangen sehen – und Laubfrösche. In North Carolina gibt es 14 Arten der Hylidae – es gibt also genug Auswahl. Zuerst haben wir uns an einer Stelle getroffen, wo sie bereits früher Hyla andersonii gefunden haben. Es ist ein sehr seltener Laubfrosch, der an der Ostküste der USA vorkommt. Nach kurzer Suche konnten sie recht einfach zwei Männchen finden. Diese saßen am Gewässerrand und haben fleißig gerufen.
Ich hatte mich nicht vorbereitet – alleine die Aussicht auf Herping in den Sand Hills und dann mit Gesellschaft waren mir genug. Ihr könnt euch vorstellen, was ich dachte als ich den Laubfrosch das erste Mal sah? 160km bzw. 2h Anfahrt nur um Hyla arborea zu sehen?!
Dann allerdings hat der Bursche einen Schritt gemacht und war um mich geschehen – wie ich es bereits von den Hyla chrysoscelis daheim kannte hatte der innen eine leuchtend gelbe Färbung! Überhaupt nicht wie die Laubfrösche in Europa.
Das Gewässer an dem die Fröschen saßen war eigentlich eine riesige Pfütze auf dem Weg. Da der Boden purer Sand ist, wachsen dort keine Pflanzen – es gibt lediglich hereingefallene Blätter und Algen. Diese Gewässer sind jedoch sehr beliebt und so waren an derselben Stelle weitere Laubfrösche zu hören – aber sehr schwer zu finden. Denn die saßen etwa 5m vom Wasser entfernt und haben aufgehört zu rufen sobald man zu nahe dran war. So hat es eine gute Weile gedauert bis ich Hyla femoralis gesehen habe.
Es war etwas fummelig den Frosch zu finden. Er selbst saß auf einer kleinen Eiche (Link zu Wikipedia) die allerdings von Posion Oak umgeben war (Link zu Wikipedia) – man muss also dauern hochkonzentriert vorgehen um schlimmen Ausschlag zu vermeiden.
Hyla femoralis, Sand Hills, North Carolina Hyla femoralis, Sand Hills, North Carolina
Am gleichen Gewässer gab es auch noch Anaxyrus fowleri und Gastrophryne carolinensis – beide Arten leben auch bei mir ums Haus herum. Allerdings sind die Gastrophryne bei uns noch nicht aktiv, während in den Sand Hills bereits fleißig gerufen wurde. Der Ruf klingt wie ein kleines Lamm.
Wir sind hier lange verblieben um auch Hyla gratiosa zu finden. Die haben wir aber leider nicht ausfinding machen können und haben dann beschlossen weiter zu fahren um unser Glück an ein paar anderen Stellen zu versuchen. Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass Hyla andersonii sich lokal offenbar gut erholt hat und es sie auch an Stellen gibt, die ich sonst tagsüber gerne besuche. In einem See haben wir zudem Lithobates virgatipes gehört und gesehen, aber nicht aufs Foto bekommen. Im gleichen See sind zahlreiche Notophthalmus viridescens dorsalis umher geschwommen – hier ein Video von einem anderen Ausflug zu den Molchen: Der grünliche Wassermolch.
Hyla gratiosa aber blieb uns verborgen. Im Englischen heißt der Frosch ‚Barking Tree Frog‘ – bellender Laubfrosch. Er ruft offenbar treibend im Wasser, wir haben ihn aber im Gestrüpp am Gewässerrand vermutet (schlecht vorbereitet eben). Zuhause gab es dann den Kommentar von einer der Ehefrauen zu unserem Misserfolg, ein toller Wortwitz zugleich: You’ve been barking at the wrong tree. Tja – dann muss es wohl der nächste Ausflug richten!
Wenn euch diese Art von Habitat interessiert kann ich Wild Wander auf Youtube empfehlen. Die haben eine tolle Serie aus kurzen Episoden zu diesem Lebensraum in Florida gemacht. Hier ist der Link zu Youtube.